Dresden/Hamburg – Pflegeteams auf Normalstationen können eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Patienten mit automatisierten Multiparameter(MEWS)-basierten Frühwarnsystemen schneller erkennen. Nötige Eskalationsmaßnahmen werden früher eingeleitet und Komplikationen oder sogar eine Aufnahme auf der Intensivstation lassen sich vermeiden. Dies bestätigten nun erneut Daten einer kürzlich abgeschlossenen Studie1 des Dresdner Universitätsklinikums Carl Gustav Carus. Mit Einführung des automatisierten Frühwarnsystems in Kombination mit einem gut ausgebildeten medizinischen Notfallteam reduzierten sich Vorfälle wie Herzstillstände um 60,4 Prozent, ungeplante Einweisungen auf die Intensivstation um 15,9 Prozent und das Einschalten des medizinischen Notfallteams um 29,5 Prozent.
Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland bei zwei bis vier Prozent der Krankenhauspatienten vermeidbare Komplikationen, wie beispielsweise Kreislaufstillstände oder Sepsen, auftreten.2 In absoluten Zahlen sind dies, bei 19,5 Millionen stationären Fällen3, zwischen 390.000 und 780.000 Patienten. In der Regel kündigen sich diese Komplikationen sechs bis acht Stunden vorher durch Veränderungen der Vitalparameter an. Außerhalb der Intensivstation werden Patienten jedoch nicht engmaschig überwacht und erste Anzeichen einer Verschlechterung zu selten wahrgenommen. Wie automatisierte Frühwarnsysteme wie IntelliVue Guardian von Philips dabei helfen, diese Überwachungslücke zu schließen, analysierte eine Studie des Dresdner Universitätsklinikums Carl Gustav Carus mit insgesamt 3.827 Patienten.
1.896 Patienten waren Teil der Kontrollgruppe, 1.931 in der Interventionskohorte. Die Auswertung der Daten ergab einen signifikanten Rückgang der Herzstillstände von 5,3 auf 2,1 pro 1.000 Aufnahmen im Interventionszeitraum (P < 0,001) sowie weniger ungeplante Aufnahmen auf der Intensivstation [Reduktion von 69 auf 58 (P < 0,001)]. Auch das medizinische Notfallteam kam weniger zum Einsatz (minus 29,5 Prozent). Wurde es alarmiert, so geschah dies meist aufgrund von Kreislaufstillständen [insbesondere Asystolie (n = 5) und pulslose elektrische Aktivität (n = 8)].
„Automatisierte Frühwarnsysteme sind eine gute Unterstützung für das Personal, denn die Systeme überwachen nicht nur, sondern vereinfachen mit entsprechenden Handlungsempfehlungen die Eskalation. Dadurch werden kritische Zustände früher erkannt und therapiert und die Patientensicherheit im Krankenhaus erhöht. Dazu kommt, dass alle Daten automatisch abgespeichert werden. Das spart nicht nur einen Arbeitsschritt, sondern reduziert auch mögliche Fehlerquellen bei der manuellen Überragung der Werte vom Papier ins System“, so Prof. Dr. med. Thea Koch, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden.
„Die Auswahl von Parametern und Schwellenwerten, die den jeweiligen Scoring-Kriterien entsprechen, ist flexibel und kann für jede Einrichtung individuell erstellt werden“, erklärt Marcus Bataryk, Business Group Manager Monitoring, Analytics und Therapeutic Care, Philips GmbH Market DACH Monitoring. „Auch für die Studie wurde ein passendes Scoring-Set entworfen und mit einer konfigurierbaren Maßnahmenliste gekoppelt, die dem Pflegepersonal unmittelbare Empfehlungen ausspricht und beispielsweise bei einem Score von fünf automatisiert die Stationsleitung informiert.“