Hamburg – Die gute Nachricht zuerst: Die Pflegeheime stehen derzeit wirtschaftlich gut da. Fast drei Viertel (72 Prozent) haben eine sehr gute Bonität und nur 7 Prozent eine erhöhte Insolvenzgefahr. Zum Vergleich: Bei Krankenhäusern sind 16 Prozent stark insolvenzbedroht. Die schlechte Nachricht: Bis 2030 sind ein Drittel mehr Bürger pflegebedürftig und bis zu 321.000 stationäre Pflegeplätze werden zusätzlich benötigt. „Unser Gesundheitssystem kann das starke Wachstum durch ein reines „weiter so“ nicht bewältigen. Wir benötigen jetzt Reformen, welche die Bedürfnisse der zu Pflegenden berücksichtigen, die Angehörigen nicht übermäßig belasten und den Kollaps, auch mit Hilfe von Technologien, langfristig vermeiden“, sagt Dr. med. Sebastian Krolop, Partner und Vice President Philips Healthcare HTS für Europa, Mittlerer Osten und Afrika und einer der Autoren der Studie „Pflegeheim Rating Report 2015“. Die Studie haben das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), die Philips GmbH und das Institute for Health Care Business (hcb) GmbH gemeinsam erstellt. Herausforderung Investitionsdefizit und Personalengpass Das analysierte Investitionsdefizit von ca. 80 Milliarden Euro wird fast ausschließlich für neue Pflegeheime benötigt. „Dies sind Investitionen, die in Beton und Bettgestelle fließen“, sagt der Arzt und Gesundheitsökonom Krolop. Im stationären und ambulanten Bereich arbeiten heute schon über 700.000 Vollkräfte, der Report hat einen zusätzlichen Bedarf von ca. 345.000 Vollkräften bis 2030 identifiziert. „Schon heute können viele Heime ihre Stellen nicht besetzen, die gemeldeten offenen Stellen befinden sich auf einem historischen Hoch – der Beruf scheint wenig attraktiv zu sein.“ Hier können Betreiber durch die Verbesserung der Work-Life-Balance und ein gutes Betriebsklima ansetzen, auch könnte die aktuelle Zuwanderung hilfreich sein. Höhere Löhne würden wiederum das System zusätzlich belasten. Krankenhäuser betreiben eine Art Outsourcing in Richtung Pflegeheim So zeigt der „Pflegeheim Rating Report 2015“, dass der Anteil der leichten Pflegefälle (Pflegestufe 1) in den Heimen in den letzten 15 Jahren kontinuierlich um fast 25 Prozent gewachsen ist, währenddessen unerwartet der Anteil der schwereren Fälle im gleichen Zeitraum um fast 10 Prozent zurückgegangen ist. „Unverständlicherweise ist es in der Vergangenheit nicht gelungen, das ambulante Setting so zu gestalten, dass leichte Pflegefälle länger in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung bleiben können und nur die schweren Fälle in Heimen betreut werden müssen. Es scheint sogar, dass heute leichte Fälle schneller im Heim landen als noch vor zehn Jahren“, sagt Sebastian Krolop. Dramatisch lässt sich das an den Patienten ablesen, welche direkt aus dem Krankenhaus in ein Pflegeheim mussten: Waren dies 2003 noch rund 88.000 Patienten, kam es in nur zehn Jahren fast zu einer Vervierfachung der Patienten auf ca. 345.000 Heimbewohner. Rund 70 Prozent der Neuzugänge eines Pflegeheims kommen heute direkt aus dem Krankenhaus. Die Vermutung liegt nahe, dass durch die Umstellung auf das DRG-System (Diagnosis Related Groups / Fallpauschalen) in den Krankenhäusern eine Art „Outsourcing von Pflege“ aus dem Krankenhaus in Richtung Pflegeheim zustande gekommen ist. Während die mittlere Verweildauer in deutschen Krankenhäuser 2003 bei 8,9 Tagen lag, liegt sie 2013 bei 7,5 Tagen. „Patienten werden also heute schneller verlegt, was zu begrüßen ist. Es stellt sich aber die Frage, ob die starke Zunahme der Verlegungen ins Pflegeheim im Sinne der Patienten ist und ob sie unter bestimmten Rahmenbedingungen nicht besser in ihrer häuslichen Umgebung betreut werden können“, sagt Sebastian Krolop. Lösungsansätze: Netzwerke bilden, Technologie einsetzen Insgesamt erscheinen die gesellschaftlichen Herausforderungen so enorm, dass die Autoren ein Festhalten an der bisherigen Therapie „mehr Investitionen und mehr Personal“ für obsolet halten und neue Wege zur Vermeidung des Pflegekollapses empfehlen. So sollten in Zukunft die Bedürfnisse der zu Pflegenden im Mittelpunkt stehen – und somit die Stärkung von ambulanten Strukturen durch Technologie und Netzwerkbildung. „Jedes Jahr werden über 125.000 Patienten der Pflegestufe 1 aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim überwiesen. In den deutschen Pflegeheimen gibt es insgesamt über 300.000 Bewohner der Pflegestufe 1. Bei diesen Patienten steht oft der Wunsch nach medizinischer Überwachung im Vordergrund – nicht der pflegerische Aufwand. Pflegeheime sind aber für so ein Monitoring gar nicht ausgestattet oder vorgesehen“, so Krolop. „Ein Großteil dieser Patienten kann durch medizinische Netzwerke und den Einsatz von smarter Technologie im eigenen Zuhause gepflegt werden.“ Durch eine Mischung aus ambulanter Pflege und Sensorik kann der Patient in der gewohnten Umgebung leben und gewinnt an Lebensqualität. „Patienten, Ärzte und Angehörige haben verständlicherweise Sorge, dass bei der Pflege zu Hause Hilfe zu spät kommt – falls sich der Zustand des Patienten schnell verschlechtert und er nicht in der Lage ist, selbst Hilfe zu holen“, nimmt Sebastian Krolop Einwände vorweg und entgegnet: „Zwar wird im Pflegeheim mindestens ein Mal in der Früh-, Spät- und Nachtschicht nach dem Patienten geschaut – dann ist die Tür des Einzelzimmers erstmal wieder geschlossen. Die Sensorik im eigenen Heim – Armbänder für Vitalwerte und Sensorik in der Wohnung – überwachen den Patienten aber jede Sekunde und melden Notfälle sofort automatisch an den Arzt.“ Ein Netzwerk zwischen behandelndem Arzt, ambulanter Pflege, Angehörigen und Patienten ist ein Szenario, dass weniger Investitionen erfordert und die Qualität der Versorgung hochhält. „Wir können mit der Technologie nicht nur zeitnah auf eine Verschlechterung des Patienten reagieren, sondern sogar vorausschauend Komplikationen erkennen und vermeiden, da sich gesundheitliche Beschwerden meistens anbahnen und nicht so plötzlich eintreten wie ein Unfall“, sagt Sebastian Krolop. „Wir müssen nicht darauf warten, dass sich der Zustand des Patienten so massiv verschlechtert, dass er beispielsweise stürzt – wir können die Verschlechterung im Vorfeld erkennen und rechtzeitig reagieren, zum Beispiel durch Anpassung der Medikation, den sofortigen Besuch des Pflegedienstes oder die Alarmierung des Rettungsdienstes.“ Dieser Presseinformation liegt die Studie „Pflegeheim Rating Report 2015“ zugrunde. Das Executive Summary ist unter www.krankenhausratingreport.com, www.rwi-essen.de/presse und www.philips.de/presse als pdf-Datei erhältlich. Die komplette Studie kann für 260 Euro inkl. 7% MwSt. beim Vincentz-Verlag unter www.altenheim.net in der Rubrik „Shop/Bücher und eBooks“ bestellt werden.
Dr. Sebastian Krolop, Philips Tel.: (0151) 29 908 758 Uwe Schick, SCHiCK! Communications Tel.: (0173) 882 97 91
Der „Pflegeheim Rating Report 2015“ untersucht zum fünften Mal die derzeitige und zukünftige Situation des deutschen Pflegemarkts und schlägt Maßnahmen vor, mit denen den drohenden Engpässen begegnet werden könnte. Für die aktuelle Ausgabe werteten RWI, HCB GmbH und Philips GmbH 469 Jahresabschlüsse aus, die insgesamt 2.252 Pflegeheime umfassen. Zudem berücksichtigt der Report amtliche Daten des Statistischen Bundesamts aller rund 13.000 Pflegeheime, 12.700 ambulanter Dienste und 2,6 Millionen Pflegebedürftige.
Royal Philips (NYSE: PHG, AEX: PHIA), mit Hauptsitz in den Niederlanden, ist ein Unternehmen, das auf Gesundheit und Wohlbefinden ausgerichtet ist. Im Fokus steht die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen mit innovativen Lösungen aus den Bereichen Healthcare, Consumer Lifestyle und Lighting. Philips beschäftigt etwa 106.000 Mitarbeiter in mehr als 100 Ländern und erzielte in 2014 einen Umsatz von 21,4 Milliarden Euro. Das Unternehmen gehört zu den Marktführern in den Bereichen Kardiologie, Notfallmedizin, Gesundheitsversorgung für zuhause sowie energieeffizienten Lichtlösungen und neuen Lichtanwendungen. Außerdem ist Philips einer der führenden Anbieter im Bereich Mundhygiene sowie bei Rasierern und Körperpflegeprodukten für Männer. Mehr über Philips im Internet: www.philips.de