Das Delir ist die am häufigsten während einer intensivmedizinischen Behandlung auftretende Funktionsstörung des Gehirns. Sie führt zu längeren Verweildauern und einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko. Mit VitalMinds verfolgt Philips einen präventiven Ansatz, der davon ausgeht, dass Delirmanagement ohne Medikamente am besten in einem multimodalen und interprofessionellen Setting gelingt.
Delir: Die unterschätzte Gefahr
Gerade noch war alles in Ordnung, doch plötzlich spielt das Gehirn verrückt (lat. delirare = aus der Spur geraten). Bis zu 80 Prozent der Patienten auf einer Intensivstation entwickeln ein Delir.1 Die Mechanismen, die den akuten Verwirrtheitszustand auslösen, sind nach wie vor unbekannt; die Liste der Risikofaktoren ist lang. In vielen Fällen wird das Problem falsch oder gar nicht diagnostiziert.2 Es kommt zu Bewusstseins-, Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen, die mit Halluzinationen, Desorientierung oder Gedächtnislücken einhergehen können und nicht ohne Folgen bleiben. Die Betroffenen sind durchschnittlich fünf bis zehn Tage länger im Krankenhaus als Patienten mit der gleichen Diagnose, aber ohne Delir.3 Das Sterblichkeitsrisiko auf der Intensivstation verdoppelt sich durch ein Delir4,
in den ersten sechs Monaten nach der Krankenhausentlassung ist es sogar verdreifacht5.
Aufgrund von dauerhaften kognitiven Einschränkungen6 drohen darüber hinaus in vielen Fällen Pflegebedürftigkeit und der Verlust der Selbstständigkeit.
Nicht-pharmakologisches Delirmanagement
Die Behandlung des Delirs ist nur eingeschränkt und symptomorientiert möglich. Deshalb verfolgt Philips mit VitalMinds einen präventiven Ansatz. „Was empfindet der Patient? Wie nimmt er seine Umgebung wahr? Nur wer sich in den Patienten hineinversetzt, kann die Diskrepanz zwischen seinen Bedürfnissen und der Wirklichkeit auf einer Intensivstation nachvollziehen. Außerdem macht der Perspektivenwechsel deutlich, dass es für die Unterstützung des Heilungsprozesses und die Vermeidung des Delirs eine multimodale und interprofessionelle Strategie braucht. Entscheidend ist das Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen, die allesamt darauf abzielen, das Umfeld des Patienten positiv zu gestalten und sein Wohlbefinden zu steigern“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Tscheliessnigg, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft mbH und ehemaliger Vorstand der Univ.-Klinik für Chirurgie am LKH-Univ. Klinikum Graz, wo das weltweit erste kommerzielle VitalMinds-Projekt beauftragt wurde.
Das VitalMinds-Konzept umfasst Mitarbeiterschulungen, kognitive Stimulation und den Einsatz von Orientierungshilfen wie Brille, Hörgerät, Uhr und Kalender. Weitere Säulen sind Lärmreduzierung und eine Beleuchtung zur Wiederherstellung des Schlaf-wach-Rhythmus'. Dieser Ansatz spiegelt ein grundsätzliches Umdenken in der Intensivmedizin wieder. Während es früher üblich war, intensivpflichtige Patienten medikamentös ruhig zu stellen, empfiehlt die S3-Leitlinie „Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin“ heute einen zurückhaltenden Umgang mit Beruhigungs- und Schmerzmitteln.7 Umso wichtiger ist es deshalb, für den wachen und kooperativen Patienten eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Sonst droht ein Teufelskreis: Wenn die Umgebung Stress und Ängste auslöst, wird eine erneute Sedierung notwendig. Eine Sedierung begünstigt wiederum die Entstehung eines Delirs.
Heilung und Schlaf gehören zusammen
Schlaflosigkeit bedeutet eine zusätzliche Belastung für kritisch kranke Patienten. Die ICU Environmental Stressor Scale nennt fehlende Nachtruhe als zweitwichtigsten Stressor nach Schmerz. 8 Erholsamer Schlaf ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für die Genesung. Doch auf Intensivstationen gibt es zu wenig Licht am Tag und zu viel in der Nacht. Studien belegen zudem, dass durch Schlafmittel herbeigeführter Schlaf die ohnehin schlechte Schlafarchitektur intensivmedizinisch behandelter Patienten meist noch weiter verschlechtert. 9 VitalSky von Philips ist eine innovative Lichtlösung, die im Rahmen des VitalMinds-Konzepts die Wiederherstellung des natürlichen Schlaf-wach-Rhythmus' unterstützen soll.
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