Bedeutung der Hebammen für die Gesellschaft

Selbstverwaltung |  3 Minuten Lesezeit

Applaus für Hebammen

Der Internationale Hebammentag 2021 ist eine Feier und ein Aufruf, durch die Investition in Hebammen Leben zu retten. Wie sieht die Lage in Deutschland aus? 

 

In Deutschland spielen Hebammen bei der Geburt eine essenzielle Rolle. Sie haben die Befugnis, Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen sowie Geburten zu Hause, in Krankenhäusern und in Geburtshäusern zu begleiten. Vor und nach der Geburt sind sie eine vertrauenswürdige Informationsquelle, setzen sich aktiv für das emotionale und körperliche Wohlbefinden der Mutter ein und bieten beiden Eltern ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Trost.  

 

Die Arbeit einer Hebamme geht hinter den Kulissen von Geburtshilfe und Neugeborenenbetreuung weiter. Sie muss administrative Aufgaben erledigen, sich stets weiterbilden und eine solide Praxis aufbauen (und aufrechterhalten).

Investieren Sie in Hebammen!

In diesem Monat, am Internationalen Hebammentag 2021, feiert der Internationale Hebammenverband (ICM) die Hebammen. Das Thema in diesem Jahr ist "Den Daten folgen: Investition in Hebammen". 

 

"Wir wissen heute, dass eine universelle Abdeckung durch eine von Hebammen durchgeführte kontinuierliche Versorgung bis 2035 67 % der Todesfälle von Müttern und 64 % der Todesfälle von Neugeborenen verhindern könnte," so die Präsidentin des ICM, Franka Cadée1. Dies würde bis 2035 jährlich 4,3 Millionen Menschenleben retten2.  

 

Diese und andere Daten haben die Macht, die staatliche Unterstützung von Hebammen zu stärken und das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung 3.1 zu erreichen:"Die weltweite Müttersterblichkeit bis 2030 auf weniger als 70 pro 100.000 Lebendgeburten zu senken." Um diese Zahlen in den Zusammenhang zu stellen, berichtet UNICEF im Jahr 2017 von 211 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten, wobei jeden Tag über 800 Mütter sterben3

 

Investitionen in Hebammen können eine große Wirkung haben. Um die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu erreichen, schaut man in der Regel auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen – und das aus gutem Grund. Aber bei dem Aufruf zur "Investition in Hebammen" lohnt es sich auch, die eigene Heimat näher zu betrachten – nämlich die Unterstützung, die Hebammen in Deutschland erhalten. 

Finanzielle Lage in Deutschland

Das durchschnittliche Jahreseinkommen einer deutschen Hebamme liegt zwischen 22.000 € und 27.000 €. Dies steht in einem großen Kontrast zu dem im StepStone-Gehaltbericht 2020 ausgewiesenen durchschnittlichen Bruttogehalt von 58.800 €. 

 

Die Rückerstattungen von Versicherungen sind weiter niedrig, bei 7 € bis 9 € pro Telefonanruf, SMS oder Online-Beratung unter 30 Minuten – und 20 € – 25 € pro 30 Minuten für Beratungen, die länger als 30 Minuten dauern. Unabhängig davon, ob ein Haus- oder Online-Besuch 3 Stunden oder 30 Minuten dauert, erhält eine Hebamme nur 30 € – 35 €, basierend auf einer 20-minütigen Beratung.  

 

Diese Einnahmen müssen die jährlichen Kosten der Geburtenversicherung in Höhe von 8.000 € – 9.000 € decken. Wenn diese Versicherung nicht bezahlt wird, können Hebammen nicht bei den Geburten ihrer Patientinnen anwesend sein. Dazu kommen Bürokosten, Fahrtkosten und weitere Kosten4

 

Es ist nicht verwunderlich, dass deutsche Hebammen Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen – und sich oft gezwungen sehen, ihre Dienstleistungen durch das Angebot von Workshops oder Kursen zu erweitern, um mehr Einkommen zu generieren. Oder sie stellen ihre Arbeit sogar ganz ein.

Engpässe und Schließungen

Es gibt viel Raum für Verbesserungen. Nach Jahren des Rückgangs steigt die Geburtenrate wieder an – und Hebammen sind gefragt. Leider hat der Deutsche Hebammenverband (DHV) einen Mangel an Hebammen und die Schließung von Geburtshäusern festgestellt.  

 

Dieser Mangel setzt Hebammen, die bereits Überstunden leisten – viele ohne angemessene Entschädigung, manchmal sogar kostenlos –, noch mehr unter Druck. All dies in einer Zeit, in der die Erwartungen der Mutter so hoch sind, in einer Zeit in ihrem Leben, in der sie so intensiv von ihrer Hebamme abhängig ist.  

 

In der Studie Möglicher Einfluss von Hebammen auf die Vorbeugung und Verringerung der Mütter- und Neugeborenensterblichkeit sowie von Totgeburten wurde festgestellt1, dass "Hebammen über Fähigkeiten und Kompetenzen entsprechend den Empfehlungen des Internationalen Hebammenverbands verfügen, Teil eines ausreichend großen und kompetenten Teams sein und in einem angenehmen Umfeld arbeiten müssen, um das Potenzial [der Hebammen] voll auszuschöpfen."  

 

Die Hoffnung ist, dass der Internationale Hebammentag 2021 – gemeinsam mit dem Beginn des Jahrzehnts der Hebamme – konkrete Hilfe für die dringenden Bedürfnisse der Hebammen auf der ganzen Welt und in Deutschland bringen wird. So können Hebammen in einem motivierenden Umfeld tätig sein, das ihren wahren Wert für unsere Gesellschaft zu schätzen weiß.

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Referenzmaterial

 

  1. Internationale Hebammenkonferenz
  2. Adrea Nove, PhD; Ingrid K Friberg, PhD; Luc de Bernis, MD; Fran McConville, MA; Allisyn C Moran, PhD; Maria Najjemba, MSc; et al. Möglicher Einfluss von Hebammen auf die Vorbeugung und Verringerung der Mütter- und Neugeborenensterblichkeit sowie von Totgeburten: Eine Modellierungsstudie zum Lives Saved Tool. The Lancet Band 9, Ausgabe 1, E24-E32, 01. Januar 2021
  3. UNICEF, Müttersterblichkeit, September 2019
  4. Philips Avent / Sondierungsstudie zu Hebammen in der Mutter-Kind-Betreuung; Vertiefung des Verständnisses von Hebammen zur Erschließung ihres Potenzials als wichtige Akteure in der DACH-Region by happen, Teil von Accenture, 2020.

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